06 Oktober 2011

Lesen macht klug und schoen 478 - Alexis Schwarzenbach - Auf der Schwelle des Fremden

Alexis Schwarzenbach - Auf der Schwelle des Fremden

Das Leben der Annemarie Schwarzenbach

AUF DER SCHWELLE DES FREMDEN
ISBN-13: 978-3899105148
29,90 EUR
Mit Hörbuch-CD »Eine Frau zu sehen«, gelesen von Bibiana Beglau 

Mit zahlreichen Abbildungen. und einer Audio-CD. "Das Leben zerfetzt sich mir in 1000 Stücke", schreibt Annemarie Schwarzenbach 1935 in einem Brief an Klaus Mann - düstere Zeilen für eine 27-Jährige. Dabei scheint die begabte Schriftstellerin und Tochter aus reichem Schweizer Elternhaus vom Glück eigentlich begünstigt: hochbegabt, von außergewöhnlich androgyner Schönheit und Melancholie - sie verdreht Männern und Frauen gleichermaßen den Kopf - und mit einer großen Leidenschaft für alles Fremde führt sie ein unangepasstes Leben. Mit ihrem Auto fährt sie von der Schweiz (!) nach Afghanistan, Indien, Iran und den Irak, wo sie auch einige Zeit lebt, sie arbeitet in Belgisch-Kongo und den USA. Ihre Erlebnisse hält sie in faszinierenden Fotografien und poetischen Texten fest, die international publiziert werden. Aber es gibt auch eine dunkle Seite: Exzesse, Drogen, Depressionen, immer wieder vermischt mit kreativen Schüben, ein Tanz auf einer schmalen Klinge, der immer wieder in Entzugskliniken und die Psychiatrie führt.
Annemarie Schwarzenbachs Leben gleicht einem Roman. Zeitgenossen beiderlei Geschlechts verlieben sich reihum in die atemberaubend schöne junge Frau, die am 23. Mai 1908 in Zürich mitten in einem Schneesturm in eine der reichsten Familien der Schweiz hineingeboren wurde. Sie selbst weiß aber schon mit zwanzig, »dass ich nur Frauen mit wirklicher Leidenschaft lieben kann«. Die vielseitig Begabte, die ebenso gut Pianistin oder Tänzerin hätte werden können, promoviert mit 23 und publiziert ihren ersten Roman. Danach zieht es sie ins »große und dreckbespritzte Berlin«, später hinaus in die ganze Welt. Vier Mal reist sie in den Orient, vier Mal in die Vereinigten Staaten. 1939 fährt sie in einem Ford von Genf bis nach Kabul, wenig später bricht sie auf nach Afrika. Mit den Kindern von Thomas Mann, Erika und Klaus, ist sie eng befreundet, mit ihrer konservativen Familie gerät sie wegen ihrer antifaschistischen Haltung und massiven Drogenproblemen in schwere Konflikte. 
1942 stirbt Annemarie Schwarzenbach, mit nur 34 Jahren, an den Folgen eines Fahrradunfalls und der Fehldiagnose Schizophrenie, in ihrem Haus in Sils im Engadin. Anhand zahlreicher bisher unveröffentlichter Quellen und umfangreichen Bildmaterials zeichnet der Historiker Alexis Schwarzenbach das außergewöhnliche Leben seiner Großtante nach.


Schwarzenbach, Alexis
Alexis Schwarzenbach, 1971 in Zürich geboren, studierte Geschichte am Balliol College in Oxford und promovierte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Zu seinen Veröffentlichungen zählen »Die Geborene« über Renée Schwarzenbach-Wille und ihre Familie, das »Das verschmähte Genie« über Albert Einstein und die Schweiz, sowie »Auf der Schwelle des Fremden« über seine Großtante Annemarie Schwarzenbach. Alexis Schwarzenbach lebt in Zürich und gärtnert im Glarnerland.



Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.2008 

Nichts als Lob und Bewunderung hat Swantje Karich für diese Biografie, die Alexis Schwarzenbach über seine Großtante, die "Reiseschriftstellerin, bekennende Homosexuelle und kämpferische Antifaschistin" Annemarie Schwarzenbach geschrieben hat. Die Rezension des Bandes versteht sich gleichzeitig als Artikel zum 100. Geburtstag der vor 66 Jahren an den Folgen eines Fahrradunfalls gestorbenen Autorin. Viel ist deshalb vom Leben Schwarzenbachs die Rede, recht wenig vom Buch. Es geht um Schwarzenbachs Mutter, die selbst recht offen - und mit Wissen ihres Ehemanns - eine lesbische Beziehung lebte, die Homosexualität der Tochter dennoch nicht ertrug. Und um Schwarzenbachs unerwiderte Liebe für Erika Mann, mit der (und mit deren Bruder Klaus) sie an der Gründung des Kabaretts "Pfeffermühle" beteiligt war. Um Drogen geht es, den Schock über die Machtergreifung der Nazis, Schwarzenbachs "ausgefallene Schönheit", die unzähligen Fotos, die die Mutter von ihr machte. An Fotografien reich ist auch dieser Band, der zugleich der Katalog ist zur Schwarzenbach-Ausstellung "Eine Frau zu sehen", derzeit in Zürich, danach in München und Berlin. Und das alles, so Karich ist ein mehr als würdiges, nämlich ein "grandioses Denkmal" für die lange völlig vergessene, inzwischen aber wiederentdeckte Autorin.

Frau mit Schlips und Jackett – Annemarie Schwarzenbach


Dominique Laure Miermont und zwei andere Autoren beleuchten den skurrilen Lebensweg der Annemarie Schwarzenbach -© Die Berliner Literaturkritik, 23.05.08

Dominique Laure Miermont zeichne gekonnt den Lebensweg der Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) nach, meint Swantje Karich von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“). Alexis Schwarzenbach, Urenkel der Familie Schwarzenbach-Wille, setze der Schriftstellerin mit „Auf der Schwelle des Fremden“ ein grandioses Denkmal, berichtet die Rezensentin.

 

 weitere Literatur des Autors:

Schwarzenbach, Alexis: Die Geborene. Renee Schwarzenbach-Wille und ihre Familie

Cover: Die Geborene
Scheidegger und Spiess Verlag, Zürich 2004, ISBN 3858811610, Gebunden, 512 Seiten, 30,00 EUR
Aufgrund zahlreicher bisher unveröffentlichter Quellen erzählt Alexis Schwarzenbach in diesem Buch das außergewöhnliche Leben seiner Urgroßmutter Renee Schwarzenbach-Wille (1883 - 1959). Da sie über ein ausgesprochen vielseitiges Netz von familiären, kulturellen, politischen und sportlichen Beziehungen im In- ...

Schwarzenbach, Annemarie: Alle Wege sind offen. Die Reise nach Afghanistan 1939/1940

Cover: Alle Wege sind offen
Lenos Verlag, Basel 2000, ISBN 3857873094, Gebunden, 172 Seiten, 18,41 EUR
Herausgegeben von Roger Perret. Im Juni 1939 fuhr Annemarie Schwarzenbach mit der Genfer Reiseschrifstellerin Ella Maillart mit dem Auto nach Afghanistan. Das geplante Reisebuch kam nicht zustande, statt dessen entstanden zahlreiche Feuilletons, Reportagen und Erzählungen. Über diese Fahrt erscheint erstmals eine Auswahl von Texten - die ...
weiter lesen: Lesen macht klug und schoen 259 - Annemarie Schwarzenbach - Alle Wege sind offen

Schwarzenbach, Annemarie: Eine Frau zu sehen.

Cover: Eine Frau zu sehen
Kein und Aber Verlag, Zürich 2008, ISBN 3036955232, Gebunden, 80 Seiten, 12,90 EUR
St. Moritz, Weihnachten 1929: Im Fahrstuhl ihres Hotels trifft die junge Ich-Erzählerin auf eine geheimnisvolle Frau im weißen Mantel. Ihre Blicke begegnen sich, Sekunden nur, es fällt kein Wort, und doch: Dieser Moment verändert alles, weckt Hoffnungen und unstillbares Verlangen. Inmitten des ausgelassenen Wintersporttreibens, ...  

Lavizzari, Alexandra: Fast eine Liebe. Annemarie Schwarzenbach und Carson McCullers

Cover: Fast eine Liebe
Edition Ebersbach, Berlin 2008, ISBN 3938740558, Gebunden, 143 Seiten, 18,00 EUR
Die junge amerikanische Schriftstellerin Carson McCullers lernt die neun Jahre ältere Schweizer Reiseschriftstellerin Annemarie Schwarzenbach im Juni 1940 in einem New Yorker Hotel kennen. Für die vor Optimismus überbordende Carson, die am Anfang einer fulminanten Karriere steht, ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie hatte ein Gesicht, ...

Drews, Isabel: Schweizer erwache!. Der Rechtspopulist James Schwarzenbach (1967-1978)

Huber Frauenfeld Verlag, Franeunfeld 2005, ISBN 3719313808, Broschiert, 314 Seiten, 38,90 EUR 


Buomberger, Thomas: Kampf gegen unerwünschte Fremde. Von James Schwarzenbach bis Christoph Blocher

Cover: Kampf gegen unerwünschte Fremde
Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, ISBN 3280060176, Gebunden, 304 Seiten, 29,50 EUR
Kein Abstimmungskampf hat die Schweizer Bevölkerung je so aufgewühlt wie die Abstimmung über die Schwarzenbach-Initiative 1970. Das Volk musste entscheiden, ob es 300000 Ausländer aus der Schweiz ausweisen wollte. Viele hatten das Gefühl, die Schweiz sei überfremdet. Thomas Buomberger geht den Anfängen der Überfremdungsdiskussion ...

Bouvier, Nicolas / Maillart, Ella / Schwarzenbach, Annemarie: Unsterbliches Blau. Reisen nach Afghanistan. Bleu immortel. Voyages en Afghanistan.

Cover: Unsterbliches Blau. Reisen nach Afghanistan. Bleu immortel. Voyages en Afghanistan
Scheidegger und Spiess Verlag, Zürich - Genf 2003, ISBN 3858811483, Gebunden, 269 Seiten, 38,00 EUR
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Roger Perret. Mit zahlreichen Fotos sowie Dokumenten. ...

Mazzucco, Melania G.: Die so Geliebte. Roman um Annemarie Schwarzenbach

Piper Verlag, München 2003, ISBN 3492043011, Gebunden, 540 Seiten, 23,90 EUR
Aus dem Italienischen von Gesa Schröder. "Doch, sie ist schön, auch als Mädchen", ergänzt Klaus Mann, als er seine Freundin Annemarie beschreibt. "Sie ist ehrgeizig und zart und ernst." Annemarie Schwarzenbach ist all das und gleichzeitig eine der schillerndsten Figuren der mondän-intellektuellen Welt der dreißiger Jahre. ...

Maillart, Ella: Der bittere Weg. Mit Annemarie Schwarzenbach unterwegs nach Afghanistan

Cover: Der bittere Weg
Lenos Verlag, Basel 2001, ISBN 3857876638, Taschenbuch, 278 Seiten, 10,12 EUR
Aus dem Englischen von Carl Bach und mit einem Nachwort von Brigitta Kaufmann. In "Der bittere Weg" schildert Ella Maillart, die durch ihre Reiseberichte berühmt wurde, die Fahrt, die sie im Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, mit Annemarie Schwarzenbach unternahm. Der Weg führt die beiden (Foto-)Journalistinnen und Schriftstellerinnen ...

Schwarzenbach, Annemarie: Orientreisen. Reportagen aus der Fremde

Cover: Orientreisen
Edition Ebersbach, Berlin 2010, ISBN 386915019X, Gebunden, 192 Seiten, 19,80 EUR
Annemarie Schwarzenbach, die in ihren Reisereportagen aus den Jahren 1933 bis 1940 die Reize orientalischer Landschaften und die Attraktivität unbekannter Städte und Orte, aber auch das Fremde und Bedrohliche beschreibt, fasziniert durch ihre authentische und bildliche Sprache. ...
weiterlesen: Lesen macht klug und schoen 354 - Annemarie Schwarzenbach - Orientreisen. Reportagen aus der Fremde

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen